Samtkrankheit
Die Samtkrankheit wird auch als Oodinium bezeichnet, die veraltete Bezeichnung des Erregers dieser Parasitose. Mittlerweile wurde dieser in Abgrenzung zu verwandten Organismen in Piscinoodinium bezeichnet. Unbehandelt führt die hochansteckende Erkrankung nach einem langen Siechtum zum Tod betroffener Fische. Es kann jede Art betroffen sein, allerdings erkranken Lebendgebärende und Buntbarsche seltener als andere Gattungen.
Symptome
Im Anfangsstadium ist die Samtkrankheit nicht immer leicht und in einigen Fällen sogar gar nicht optisch erkennbar. Die Parasiten setzen sich zu Beginn vor allem in die Kiemen der Fische, wo sie eine Atemnot der Fische auslösen – das erste Symptom der Erkrankung ist daher oft typisches Atemnotverhalten bei den erkrankten Tieren. d.h. Sie schnappen nach Luft, spreizen die Kiemendeckel weit ab, halten sich nah an der Wasseroberfläche auf und werden scheu.
Samtartiger Belag
Der namensgebende samtartige Belag auf der Haut ist am Anfang mit bloßem Auge kaum zu erkennen – am ehesten dann, wenn der Fisch bei Dunkelheit mit einer Taschenlampe angeleuchtet wird. Anfangs noch als winzige, weiße und gelbe Pünktchen erkennbar, wirkt die Haut im weiteren Krankheitsverlauf wie mit leicht golden gefärbtem Puderzucker bestäubt. Stark befallene Tiere wirken tatsächlich wie mit gelbbraunem Samt bedeckt. Über längere Zeit befallene Fische haben häufig einen dunkler gefärbten Kopf und Rücken. Als Versuch, die Parasiten abzuwehren, zeigt die Haut betroffener Fische außerdem eine unnatürlich starke Schleimbildung. Da die Tiere unter starkem Juckreiz leiden, scheuern sie sich sehr häufig an Einrichtungsgegenstände, Pflanzen oder auch am Bodengrund. Auch das Einklemmen der Flossen und Nahrungsverweigerung sind häufige Symptome. Wird die Samtkrankheit nicht fachgerecht behandelt, lösen sich mit zunehmendem Befall erst die Schleimhaut (Erkennbar an Schleimfäden, die die Fische hinter sich herziehen), dann auch ganze Flächen der eigentlichen Haut der Fische ab, die in der Folge unter erheblichen Schmerzen an den Verletzungen oder daraus folgenden Wundinfektionen sterben.
Ursachen
Bei dem Erreger der Samtkrankheit handelt es sich um einen Parasiten namens Piscinoodinium, der zu den Dinoflagellaten gehört parasitisch auf der Haut seiner Wirtstiere lebt. Diese Einzeller erreichen nur eine Große von 0,1 bis 0,3 mm und besitzen durch die in ihnen enthaltenen Chloroplasten die Fähigkeit, Fotosynthese zu betreiben. Obwohl sie sich, anders als eine vergleichbare Art im Salzwasser, nicht von den Hautschuppen ihrer Wirtsfische ernähren, schaden sie diesen doch erheblich. Indem die Flagellaten sich nämlich mit Plasmafäden in der Haut des Wirtsfisches verankern und dort rasch vermehren, schädigen und zersetzen sie dessen Haut rasch, so dass großflächige Wunden entstehen, die leicht bakterielle Infektionen oder Verpilzungen entwickeln.
Frühstadium der Samtkrankheit
Zu Beginn der Erkrankung leben die Flagellaten nur in den Kiemen ihrer Wirtsfische, wo sie heftige Verschleimungen und Atemnot auslösen. Dort vollziehen sie ihren Entwicklungszyklus und bilden Zysten, um sich anschließend kriechend über die gesamte Haut auszubreiten und den Vorgang dort zu wiederholen. Insgesamt beträgt der Lebenszyklus eines einzelnen Erregers, abhängig von der Temperatur, zehn bis vierzehn Tage, von denen etwa die Hälfte auf die Wachstumsphase entfällt. Der Rest besteht aus der Abkapselung des erwachsenen Erregers in eine Zyste, die dann vom Fisch abfällt, und die Teilung in über 200 Sporen, die sich mit Hilfe von Geißeln fortbewegen. Haben diese Sporen innerhalb von 24 Stunden keinen Wirt gefunden, sterben sie ab.
Aubreitung
Die Erreger der Samtkrankheit können auch den Darm befallen – in diesem Fall ist die Krankheit oft schwieriger zu erkennen und besonders schlecht behandelbar, da die Flagellaten im Darm vor Medikamenten oft gut geschützt sind.
Behandlung
Aufgrund der sehr schnellen Vermehrung der Erreger ist die Samtkreit hochansteckend und muss so schnell wie möglich behandelt werden, um hohe Verluste zu vermeiden. Es gibt mehrere Medikamente, mit denen die Samtkrankheit gut behandelt werden kann – allerdings enthalten diese in den meisten Fällen Kupfer, das für einige andere Aquarienbewohner stark giftig ist. Insbesondere Schnecken, Garnelen und Welse reagieren sehr empfindlich schon auf kleine Mengen Kupfer. Befinden sich solche Tiere im Becken, muss bei der Behandlung der Samtkrankheit also auf alternative Medikamente ausgewichen werden! Hier bieten sich Medikamente mit dem Wirkstoff Malachitgrün an, der sich als recht verträglich erwiesen hat. Solche Mittel werden oft zur Behandlung der Weißpunktkrankheit oder als Breitbandmedikament gehandelt. Dunkelheit verhindert die Photosynthese der Flagellaten und kann daher bei ihrer Behandlung unterstützend wirken, reicht aber als alleinige Behandlungsmaßnahme nicht aus!
Keine Erhöhung der Temperatur
Auf keinen Fall darf bei der Behandlung der Samtkrankheit die Temperatur erhöht werden. Zwar beschleunigt dies den Lebenszyklus der Flagellaten und ermöglicht somit eigentlich eine schnellere Behandlung – durch die explosionsartige Vermehrung der Erreger in den Kiemen würde eine Temperaturerhöhung aber eine völlige Verschleimung oder Zerstörung der Kiemen bewirken und somit den Tod vieler Fische bedeuten. Leicht dosierte Salzbäder sind im Anfangsstadium möglich, bei stärkerem Befall mit offenen Wunden allerdings nicht mehr, da das Salz in diesen starke Schmerzen verursachen würde. Treten Infektionen auf, müssen diese natürlich ebenfalls durch geeignete Medikamente behandelt werden.
Quarantäne bei Neuzugängen
Da die Samtkrankheit in den meisten Fällen durch Neuzugänge ins Aquarium eingeschleppt wird, solange diese noch keine sichtbaren Symptome zeigen, kann ihrem Ausbruch durch eine drei- bis vierwöchige Quarantäne aller neuen Fische relativ einfach vorgebeugt werden.