Bodengrund - Eine schwer veränderbare Basis
Der Bodengrund hat eine größere Bedeutung für das Aquarium, als es zunächst scheint. Er dient nicht nur als Substrat, in dem die Aquarienpflanzen wurzeln können, sondern auch als natürlicher Filter und wichtiger Teil der Haltung von Fischen, die sich am Boden aufhalten. Er wirkt sich außerdem durch seine große Fläche entscheidend auf die Optik des Aquariums aus - und das dauerhaft, denn anders als alle anderen Teile des Aquariums kann der Bodengrund nicht gewechselt werden, ohne das gesamte Becken zu leeren. Die Auswahl sollte deshalb gut überlegt sein.
Ansprüche an den Bodengrund
Damit ein Bodengrund optimal im Aquarium wirken kann, muss er mehrere Funktionen erfüllen. Einerseits muss er den Pflanzen im Aquarium ausreichend Halt geben, dass sie fest wurzeln können und sich nicht ständig lösen. Allerdings sollte er auch nicht so fest sein, dass im Boden Fäulnis entsteht, die das ganze Ökosystem im Aquarium kippen lassen kann! Auch der Kalkgehalt des Bodengrundes sollte unbedingt beachtet werden, denn kalkhaltige Bodengründe geben mit der Zeit auch Kalk an das Wasser ab und erhöhen so dessen Härte. In einigen Tropenbecken, die weiches Wasser benötigen, kann sich das fatal auf die Tiere und Pflanzen auswirken! Wenn Tiere gehalten werden sollen, die sich viel am Boden aufhalten - wie etwa Welse und Garnelen -, muss außerdem darauf geachtet werden, dass der Bodengrund keine scharfen Kanten besitzt. Die Tiere könnten sich sonst an den empfindlichen Barteln verletzen und schließlich verhungern. Auch die Farbe des Bodengrundes spielt nicht nur für die Augen, sondern auch für das Wohlbefinden der Tiere eine Rolle. So fühlen sich die meisten Fische bei einem dunklen Bodengrund wohler, da dieser ihnen eher das Gefühl von Schutz und Deckung vermittelt als ein sehr hell reflektierender oder leuchtend bunter Boden.
Eine sehr wichtige und oft unterschätzte Rolle spielt der Bodengrund des Aquariums außerdem als natürlicher Filter. Denn in der riesigen Fläche des Bodengrundes siedeln sich auch natürliche Bakterienkolonien an, wie sie sich im Filter befinden. Diese Bakterien wandeln Giftstoffe wie Nitrit in der ungiftige Nitrat um und sorgen so für eine stabile Wasserqualität. Allerdings benötigen diese Bakterien ein aerobes Klima, d. h. eine ausreichende Sauerstoffzufuhr. Soll der Bodengrund im Rahmen eines Bodenfilters als tatsächlich als Hauptfiltermedium genutzt werden, so muss auf eine gute Wasserdurchlässigkeit geachtet werden.
Sand oder Kies? Eine andauernde Streitfrage
Die Frage, ob eher Sand oder Kies als Bodengrund genutzt werden sollte, spaltet die Aquarienszene seit geraumer Zeit. Lange Zeit kursierte die Behauptung, dass Pflanzen in Sandboden schlechter wachsen könnten, weil die Wurzeln durch den Sauerstoffmangel faulen würden. Allerdings halten viele Aquarianer mit dem Argument dagegen, dass auch in der Natur viele Pflanzen in Sand und Schlick erfolgreich wachsen und dass auch zahlreiche Aquarien erfolgreich mit Sand als Bodengrund betrieben werden. Für Aquarienbewohner, die sich viel auf dem Boden aufhalten, ist Sand außerdem der artgerechtere Bodengrund - insbesondere gilt das für Welse, die in der freien Wildbahn ihre Nahrung durch Gründeln im Boden finden und in Sandbecken dieses natürliche Verhalten ausleben können. Schließlich ergibt Sand von allen Bodengrundarten das natürlichste Erscheinungsbild.
Kies hingegen ist in verschiedensten Farben und Körnungen erhältlich und bietet dabei eine größere Vielfalt als Sand. Durch die größeren Abstände zwischen den einzelnen Körnern besitzt Kies eine bessere Wasserzirkulation, weshalb sich Fäulnisgase nicht in diesem Boden ansammeln können. Deshalb ist auch ausschließlich Kies für eine effektive Bodenfilterung als einzige Filterart geeignet. In den feinen Zwischenräumen zwischen den einzelnen Körnern lagert sich mit der Zeit auch Mulm ab - dies ist nicht immer erwünscht, für die Pflanzen im Aquarium stellt der Mulm aber einen hervorragenden Dünger dar. Da er scharfkantiger und gröber ist als Sand, ist Kies für die Haltung kleinerer Welse weniger geeignet als Sand.
Kies-Dünger-Kombinationen - sinnvoll oder nicht?
Im Aquarienhandel finden sich immer wieder auch Bodengründe, die für die Ersteinrichtung des Aquariums direkt auch Dünger beinhalten. Ebenso sind so genannte Langzeitdünger erhältlich, die unter dem normalen Bodengrund als einige Zentimeter dicke Schicht ins Aquarium eingebracht werden und den Pflanzen den Start in ihrer neuen Umgebung erleichtern sollen. Von beiden Produkten ist allerdings eher abzuraten. Zwar ermöglichen sie den Pflanzen in der Tat in den ersten Monaten ohne jeden Aufwand ein ideales Anwachsen, allerdings wird der Langzeitdünger nie zu Gänze aufgebraucht und verbleibt dann als feine Partikel nutzlos im Bodengrund. Bei jedem Wühlen im Bodengrund schwemmen diese Reste dann auf und trüben das Wasser. Abhilfe schafft nur ein langwieriges Auswaschen des Bodengrundes - und dafür müsste das Aquarium geleert werden. Aus diesem Grund greifen die meisten Aquarianer eher auf normalen, ungedüngten Bodengrund zurück und ergänzen die Düngung manuell durch Flüssigdünger und gegebenenfalls Düngeprodukte direkt an den Pflanzenwurzeln. Spätestens nach Aufbrauchen des Langzeitdüngers, also nach einigen Monaten, wäre dies ohnehin notwendig. Soll ein Dünger als Schicht im Bodengrund eingesetzt werden kann stattdessen Lavagestein-Granulat eingesetzt werden, das nicht aufschwemmt und nebenher noch die Wasserzirkulation im Bodengrund deutlich verbessert.