Hufrehe

Hufrehe ist eine durch Futterinhaltsstoffe oder mechanische Belastung hervorgerufene Entzündung des Gewebes im Hufinnern. Die Entzündung kann zur Hufbeinabsenkung und zur Ablösung der Hufkapsel führen.

Auslöser

Als Auslöser für Rehe kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht. Die selteneren Gründe sind mechanische Überlastung der Hufe (z. B. zu lange Ritte auf hartem Untergrund, vereiste, unebene Paddockflächen, Trächtigkeit) und Vergiftungen durch pflanzliche oder chemische Giftstoffe. Sehr viel häufiger wird die Rehe durch Fütterungsfehler ausgelöst.

Dachte man bis vor wenigen Jahren noch, dass ein hoher Eiweißanteil im Futter Hufrehe auslöse, gehen Wissenschaftler heute davon aus, dass ein bestimmter Pflanzenzucker, das Fruktan, der tatsächliche Auslöser für die gefährliche Hufentzündung ist. Entstehung und Lagerung von Fruktan im Grashalm hängen stark vom Wetter ab: ist es sehr sonnig, kalt und trocken, lagert sich Fruktan in großen Mengen im Gras ein, da der Halm unter diesen Bedingungen nur schlecht wächst und damit das Fruktan nicht verbraucht. Ist es wolkig, warm und feucht, sind die Wachstumsbedingungen für den Grashalm ideal: er schießt in die Höhe und verbraucht dabei den erzeugten Zucker sofort wieder. Je nachdem, ob einer der Wachstumsfaktoren die Halmentwicklung blockiert oder fördert, ist das jeweilige Gras über Stunden hinweg sehr zuckerhaltig oder eben verhältnismäßig zuckerarm. Parallel zu den Zeiten hoher Fruktanekonzentration im Gras kann man die Zunahme von Reheerkrankungen feststellen.

Symptome

Hufrehe tritt häufiger in den Vorderhufen auf. Es gibt aber auch Fälle, wo die Hinterhufe oder alle vier Hufe gleichermaßen betroffen sind. Im Hufinnern lagert sich krankheitsbedingt Flüssigkeit ein, wobei die feste Hufschale ein Anschwellen des Gewebes verhindert. Der entstehende Druck ist sehr schmerzhaft für Rehepferde und kann zum Absterben des Gewebes führen. Typisch für die Hufrehe ist das weite Unterschieben der Hinterbeine unter den Körper und ein deutliches Entlasten der Vorhand, um den Schmerz zu lindern. Sind die Pferde zum Laufen gezwungen, treten sie vornehmlich mit der Hufspitze auf. Oft legen sich die Pferde wegen der großen Schmerzen hin und sind kaum zum Aufstehen zu bewegen. Die Arterien an den betroffenen Fesseln pochen so deutlich, dass ein Tierarzt oder erfahrener Pferdehalter allein daran die Rehe erkennt. Die betroffenen Hufe sind häufig deutlich fühlbar erwärmt.

Erste Hilfe

Bei Reheverdacht rufe sofort den Tierarzt! Je schnelle ärztliche Hilfe geleistet wird, desto größer sind die Heilungschancen und umso geringer die Folgeschäden. Jede Stunde zählt bei Hufrehe. Zu spätes Eingreifen kann die Tötung des Tieres notwendig machen.

Ein Pferd mit Reheverdacht ist umgehend ruhig zu stellen. Entferne alle Futterquellen. Bei Verdacht auf Vergiftung stelle die mögliche Quelle für eine spätere Begutachtung durch den Tierarzt sicher. Vermeide jede Unruhe durch Dritte: dein Pferd steht durch die Schmerzen schon genug unter Stress.

Aufstallen ist die sicherste Möglichkeit einer gezielten Versorgung. Wenn das nicht möglich ist, wähle eine graslose oder grasarme und gut zugängliche Stellmöglichkeit, die Du von den übrigen Pferden abgrenzt. Stelle Wasser in ausreichender Menge für das kranke Pferd in erreichbarer Nähe zur Verfügung. Vermeide alle unnötigen Wege mit deinem Pferd, um die angegriffen Hufe zu schonen und Hufbeinabsenkungen durch Bewegung zu vermeiden. Meist verweigert das Tier von selber jede Bewegung. Weidegenossen sollten von dem leidenden Tier ferngehalten werden, damit es durch sie nicht angegriffen oder in sonstiger Weise zu Bewegungen animiert wird. Erstes Ziel ist das Eindämmen der Entzündung. Kühlung durch Abspritzen der Beine mit kaltem Wasser oder über Huf und Fessel gezogene Eissocken kann bis zum Eintreffen des Tierarztes zur Schmerzlinderung beitragen.

Therapie

Der Tierarzt wird zunächst den Schweregrad der Rehe einschätzen und eventuell einen Schmied hinzuziehen. Gegebenfalls wird geröntgt, um die Position des Hufbeines zu kontrollieren. Der Tierarzt wird entzündungshemmende Mittel spritzen und in den meisten Fällen Schmerzmittel verabreichen.

Bestenfalls ist nur das Hufgewebe von der Entzündung betroffen. Das Pferd bleibt ruhig gestellt, bis es sich von selber wieder bewegen mag. Selbst dann darfst Du Deinem Tier über mehrere Wochen nur eingeschränkt Bewegung erlauben, um die geschädigte Laminarschicht nicht zu überlasten und nachträglich noch eine Hufbeinabsenkung zu provozieren. In schlimmen oder unbehandelten Fällen kann die Entzündung zu einer Lösung des im Huf befindlichen Knochens, des Hufbeins, und der gefürchteten Hufbeinabsenkung führen. Auch diese Symptomatik lässt sich bei guter Therapie und mit Spezialbeschlägen häufig langfristig in den Griff bekommen. Da ist die gute Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Schmied und Dir sehr wichtig!

Anders sieht es aus, wenn das Hufbein sich soweit abgesenkt, dass es zum Hufbeindurchbruch kommt. Der Knochen drückt sich dabei fühl- und sichtbar durch die Hufsohle durch. Diese ungeheuer schmerzhafte und kaum therapierbare Komplikation lässt meist nur noch die Erlösung des Tieres durch Einschläfern offen.

Vermeidung

Rehe kannst Du recht gut vermeiden, wenn Du einige Regeln bei der Pferdehaltung beachtest. Zum einen gilt es für Weidepferde, die gefahrenreichen Tageszeiten zu umgehen. Zum anderen gibt es Pferderassen, wie Haflinger, Norweger und ähnliche, die biologisch auf karge Kost eingestellt und anfälliger für Rehe sind als andere. Nicht zuletzt gibt es auch einige Stoffwechselerkrankungen beim Pferd, bei denen erhöhte Reheanfälligkeit ein Symptom der Grunderkrankung darstellt.

Generell lässt sich sagen, dass warmes Regenwetter die geringste Rehegefahr mit sich bringt, während trockene, kalte Sonnentage die höchste Gefahr bergen. Steht Dein Pferd im Sommer oder ganzjährig draußen, solltest Du es an sehr sonnigen Tagen tagsüber im Paddock halten und nur nachts nach Sonnenuntergang auf die Weide lassen. Nachts wird Fruktan abgebaut und stellt für die Pferde keine Gefahr dar. Das gilt besonders, wenn es Frühjahr oder Sommer sehr trocken sind. Auch in den Übergangsjahreszeiten, wenn niedrige Temperaturen mit hoher Sonneneinstrahlung zusammentreffen können, solltest Du den Weidegang gerade für reheanfällige Pferde auf wenige Stunden vorzugsweise in den Abendstunden oder der Nacht begrenzen. Ist diese Art des Futtermanagements organisatorisch nicht umsetzbar, empfiehlt sich stundenweise die Verwendung eines passenden und hochwertig gearbeiteten Maulkorbs.

Gleiches gilt natürlich auch für Boxenpferde. Hier kannst Du es oft einfacher organisieren. Statt Dein Pferd tagsüber in die Sonne hinauszustellen, wenn die Fruktaneproduktion am höchsten ist, empfiehlt sich ein nächtliches Weidevergnügen, wenn der Hofeigentümer dies zulässt. Ansonsten sind späte Nachmittagsstunden oder ganztägig beschattete Wiesen bei auf wenige Stunden begrenztem Auslauf vorzuziehen.