Pflanzenwahl im Aquarium
In den meisten Aquarien dienen die Pflanzen – abgesehen von ihrer grundlegenden biologischen Funktion – hauptsächlich zu Dekorationszwecken. Gerade für neue Aquarianer ist das nahezu unüberschaubare Angebot in den Fachgeschäften daher sehr verlockend, aber auch verwirrend: Welche der vielen verfügbaren Pflanzen sind für das eigene Becken geeignet? Was gibt es zu beachten? Dieser Bereich soll einen Überblick darüber geben, wie die jeweils passenden Pflanzen für das eigene Aquarium ausfindig gemacht werden können.
Weniger ist mehr
Grundsätzlich gilt: So verlockend die vielen verschiedenen Arten und Züchtungen im Handel auch sind, sollten vor allem neuere Aquarianer trotzdem nicht der Versuchung nachgeben, allzu viele verschiedene Pflanzenarten in ihrem Aquarium anzupflanzen. Einerseits ergibt eine zu große Zahl verschiedener Arten ein eher unruhiges Gesamtbild, während wenige gezielt aufeinander abgestimmte Arten insgesamt oft stimmiger wirken. Andererseits hat jede Pflanze ihre eigenen Ansprüche an ihre Umgebung – und je mehr unterschiedliche Forderungen auf diese Weise gestellt werden, umso schwieriger wird es für den Beckenbesitzer, für alle Pflanzen im Becken geeignete Bedingungen herzustellen. Vor allem bei unerfahrenen Aquarianern kümmern dann schnell Pflanzen. Generell gibt es Arten, die sich aufgrund ihrer geringen Ansprüche besser für Anfänger eigenen als andere. In den meisten Fällen sind dies schnell wachsende Pflanzen, darunter vor allem Stängelpflanzen: Diese benötigen kaum mehr Pflege als gelegentliche Flüssigdüngung und regelmäßiges Kürzen. Gleichzeitig nehmen sie durch ihr schnelles Wachstum überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser und helfen so, Algenplagen zu verhindern, wie sie gerade bei Anfängern (etwa durch zu reichliche Fütterung) häufig vorkommen. Ebenfalls sehr gut für Aquaristikeinsteiger geeignet sind Pflanzen der Gattung Anubias, die zwar langsam wüchsig, dabei aber auch sehr anspruchslos sind.
Ansprüche der Pflanzen berücksichtigen
Die Auswahl der Arten, die schlussendlich ins Aquarium eingebracht werden, sollte unbedingt danach getroffen werden, wie ähnlich sich ihre Ansprüche an die Gegebenheiten im Aquarium sind. Je ähnlicher diese sind, umso einfacher ist das Becken zu pflegen. Diese Ansprüche betreffen unter Anderem den Düngebedarf der Pflanzen: Während einige Pflanzen sich mit einer einfachen Boden- oder Flüssigdüngung zufrieden geben, benötigen andere eine größere Menge an CO2 für ein gesundes Wachstum. Es gilt also zu entscheiden, ob eine CO2-Anlage ans Aquarium angeschlossen werden soll – wenn nicht, sind einige Arten wie etwa das rote Papageienblatt (Alternanthera lilacina) schwierig oder überhaupt nicht in dem Becken zu pflegen und sollten deshalb aus der Auswahl gestrichen werden. Auch die Wasserhärte ist ein wichtiger Faktor für die Auswahl der richtigen Pflanzen. Die meisten Pflanzen fühlen sich in eher weichen und saurem Wasser am wohlsten und sind dort am wuchsfreudigsten und kräftigsten. Soll das Aquarium hartes und alkalisches Wasser haben, wie es etwa einige Lebendgebärende oder Barsche benötigen, sollten auch Pflanzen eingesetzt werden, die diese Umweltbedingungen schätzen oder zumindest gut verkraften. Selbes gilt für die Temperatur: Insbesondere bei ungeheizten Becken fallen viele der herkömmlichen Aquarienpflanzen aus der Auswahl, da die meisten im Handel erhältlichen Arten aus tropischen Regionen stammen und anderen Temperaturverhältnisse angepasst sind.
Auswahl nach Besatz
Neben chemischen und mechanischen Werten spielt auch der Besatz eine wichtige Rolle. Einige Arten wie etwa Goldfische und einige Barsche fressen auch gesunde Pflanzen an, insbesondere zierliche und weiche. Für solche Fische kommen daher nur harte und sehr widerstandsfähige Pflanzen in Betracht, beispielsweise solche der Gattung Anubias. Andersherum benötigen Tiere wie Garnelen und manche kleine Fische feinfiedrige Pflanzen und Moose, um sich dazwischen vor anderen Tieren zu verstecken. Wird der Besatz nach einer bestimmten Region ausgewählt (wie es etwa bei Asienbecken oder Amazonasbecken der Fall ist) sollte sich auch die Bepflanzung danach richten – mit den Wasserwerten gibt es in solchen Fällen naturgemäß keine Kompatibilitätsprobleme unter den Pflanzen.
Strukturierung des Aquariums
Die Strukturierung des Aquariums hat ebenfalls Einfluss aus die Auswahl der Pflanzen für ein Aquarium. Es ist sehr sinnvoll, sich Pflanzen verschiedener Höhe und Form für die verschiedenen Beckenbereiche anzuschaffen – Stängelpflanzen etwa wachsen immer hoch und sind daher als alleiniger Bewuchs für ein Aquarium nicht geeignet. Es müssen auch kleinere Pflanzen für die vorderen Bereiche angeschafft werden. Hierbei gilt zu beachten, dass hohe Pflanzen und vor allem Schwimmpflanzen den Pflanzen unter ihnen Licht wegnehmen – in einem Aquarium mit dichter Schwimmpflanzendecke können lichthungrige Bodenpflanzen nicht gedeihen, so dass hier eine Entscheidung zwischen beiden getroffen werden muss! Fällt die Entscheidung für eine Schwimmpflanzendecke (oder sehr lange Stängelpflanzen, die über die Oberfläche fluten) aus, so kommen für die Gebiete darunter nur Pflanzen in Frage, die den Halbschatten oder Schatten bevorzugen. Diese sind in aller Regel langsam wachsend.
Gegenseitiger Ausschluß
Schließlich gibt es einige Arten von Aquarienpflanzen, die sich zwar aufgrund der Wasserwerte miteinander vertragen würden, aber dennoch auffällig oft nicht gedeihen, wenn sie im selben Becken gehalten werden. Dies wurde beispielsweise bei Pflanzen der Gattung Cryptocoryne und Vallisneria beobachtet: Gedieh die eine Art, litt die andere stark darunter und starb teilweise sogar aus. Es gibt Vermutungen, dass diese Pflanzen sich gegenseitig durch chemische Stoffe, die sie aussondern, unterdrücken. Erwiesen ist dies allerdings nicht und in einigen Becken funktioniert die gemeinsame Haltung reibungslos. Wer sichergehen will, sollte die Kombination dieser zwei Arten also eher vermeiden.