Hintergrund- und Seitenbepflanzung

Als Hintergrundpflanzen können all jene Arten verwendet werden, die eine hohe Endgröße erreichen, ja möglicherweise sogar bis an die Wasseroberfläche reichen. Sie sorgen auf diese Weise dafür, dass der Hintergrund des Aquariums wesentlich natürlicher aussieht, als es mit den verbreiteten, aber eben unbewegten Hintergrundfolien möglich wäre. Dabei können und sollten mehrere Arten verschiedener Größe genutzt werden, damit kein zu einheitliches Bild entsteht. Auch an den Seiten werden Aquarienpflanzen (dann so genannte Seitenbepflanzung) eingesetzt, vorzugsweise solche, die nicht zu buschig, sondern eher schmal und nach oben wachsen – sie rahmen das Becken optisch ein, ohne die Aquarienbewohner dabei viel Schwimmraum zu kosten. In Kombination mit der restlichen Bepflanzung entsteht letztlich jene Treppenartige Wirkung, die das Aquarium natürlich und organisch wirken lässt, ohne dabei aber den Blick in das Becken zu behindern.

Schnell oder langsam wachsende Pflanzen?

Als Hintergrundpflanzen eignen sich langsam wachsende Arten ebenso wie solche mit schnellem Wachstum. Welche letztendlich in die engere Auswahl kommen, hängt davon ab, wie neu das Aquarium ist, wie viel Pflegeaufwand für seinen Besitzer akzeptabel ist und welcher Besatz sich im Aquarium befindet. Schnell wachsende Hintergrundpflanzen beispielsweise sind durch ihren Nährstoffhunger hervorragend für neue Aquarien geeignet, die generell anfälliger gegenüber Algenplagen sind. Dabei handelt es sich zumeist um Stängelpflanzen, die eine erhebliche Länge erreichen können, aber einfach durch Abschneiden gekürzt werden können. Sie eignen sich deshalb für nahezu jedes Aquarium als Hintergrundpflanze, sofern der Arbeitsaufwand nicht zu hoch ist. Langsam wachsende Pflanzen, wie zum Beispiel der Javafarn, bedeuten wesentlich weniger Aufwand – sie sind in aller Regel nicht besonders nährstoffhungrig und geben sich mit ein wenig Dünger an den Wurzeln und gegebenenfalls einer CO2-Düngung zufrieden. Allerdings dauert es auch länger, bis sie die gewünschte Größe erreicht haben, und sie lassen sich schwieriger kürzen. Für neu eingefahrene Becken ohne schnell wachsende Pflanzen sind sie außerdem weniger geeignet, da langsam wachsende Pflanzen meistens die ersten sind, die einer Algenplage zum Opfer fallen. Im Folgenden sollen drei schnell- und drei langsam wachsende Pflanzen vorgestellt werden, die sowohl für fertig eingefahrene als auch für neue Becken Auswahlmöglichkeiten lassen und sich zum Teil auch als Seitenbepflanzung eignen.

Schnell wachsende Pflanzen:

 

Schraubenvallisneria

Die Schraubenvallisnerie (Vallisneria spiralis) gehört, neben vielen ihr verwandten Vallisneria-Arten, zu den bekanntesten und beliebtesten Aquarienpflanzen. Die hier beschriebene gewöhnliche Schraubenvallisnerie hat, anders als es der Name vermuten lässt, keine geschraubten Blätter – dies ist bei ihrer etwas kleineren Verwandten V. Asiatica der Fall. Die gewöhnliche Schraubenvallisnerie jedoch hat lange, bandförmige und am Rand leicht gezahnte Blätter von 40 bis 60 cm Länge, die zielstrebig in Richtung Oberfläche wachsen, dort gegebenenfalls fluten und leicht an Gräser erinnern. Der Name stammt nicht etwa von den Blättern, sondern von den Blütenständen der weiblichen Pflanzen, die sich korkenzieherartig aufziehen! Ihre große Beliebtheit verdankt diese Pflanze neben ihrem unverwechselbaren Erscheinungsbild aber vor allem ihrer herausragenden Anspruchslosigkeit, dank der sie in fast jedem Aquarium gedeiht. Selbst bei Temperaturen um die 20 Grad wächst und vermehrt sich die Vallisneria noch – das Einzige, was sie wirklich benötigt, ist ausreichend viel Licht, im Vollschatten kümmert die Pflanze. Ihre Vermehrung erfordert ganz unkompliziert über Ausläuferpflanzen, und das in einem teils erheblichen Tempo. Schnell bildet sich ein sehr dichter Bestand, der nahezu undurchsichtig ist. Dadurch, dass die Einzelpflanzen aber dennoch schmal sind, und der Bestand daher einfach ausgedünnt und kontrolliert werden kann, ist die Schraubenvallisnerie nahezu prädestiniert für die Verwendung im Hintergrund, aber auch an der Seite des Aquariums.

Grüne Haarnixe

Die Grüne Haarnixe ist auch als Karolina-Haarnice oder Cabomba caroliniana bekannt. Diese Stängelpflanze sticht durch ihr auffälliges Äußeres hervor: An dem Stiel befinden sich viele sehr schmale und fein gefiederte Blätter, die eine zart grüne Farbe besitzen und der Pflanze ein filigranes Aussehen verleihen, das hervorragend mit dunklen oder kräftigen Pflanzen kontrastiert. Dabei werden die Stängel dieser schnell wachsenden Art bis zu einen Meter lang, wobei sie unter guten Bedingungen 5 bis 10 cm in einer Woche wachsen kann. Hat die Haarnixe die Wasseroberfläche erreicht und wird nicht gekürzt, flutet sie an der Wasseroberfläche weiter und bildet dabei Schwimmblätter, die sich optisch erheblich von den gewöhnlichen dünnen Blättern unterscheiden. Abgeschnittene Spitzen ab einer Länge von 20 cm können als so genannter Kopfsteckling eingesetzt und zu einer neuen Pflanze herangezogen werden. Die Ansprüche der Haarnixe halten sich in Grenzen: Sie verträgt keine Temperaturen unter 18 oder über 28°C und ist eher lichtbedürftig, so dass sie einen sonnigen oder zumindest halbschattigen Standort benötigt. In zu dunklen Umgebunden strebt die Pflanze schnell nach oben und ist nur dünn beblättert. Von Aquarienbewohnern wie Garnelen und Lebendgebärenden wird die Haarnixe als Weidegrund und Versteck für Jungtiere sehr geschätzt.

Indischer Wasserfreund

Vor allem bei Neulingen in der Aquaristik und für neu eingefahrene Becken ist der Indische Wasserfreund (Hygrophila polysperma) eine häufig getroffene und zumeist angebrachte Wahl für die Hintergrund- und Seitenbepflanzung. Kaum eine Pflanze ist so robust und anpassungsfähig wie dieses Gewächs, das in Gewässern und Sümpfen gleichermaßen gedeiht und sich bei egal welchen Temperaturen und Wasserwerten immer als schnellwüchsig und vermehrungsfreudig zeigt. Dabei kann das Erscheinungsbild dieser Pflanze, abhängig von der Lichtzufuhr, relativ stark variieren: In hellen Becken verzweigt sich der Wasserfreund wesentlich mehr, wächst dichter und bildet größere Blätter als in einer dämmerigen Umgebung. Bei wenig Licht wächst er weniger intensiv und etwas schmaler, aber nie spärlich. Selbst die Färbung der Blätter ist (und das sogar außerhalb der verschiedenen Farbzüchtungen!) variabel, so dass die Pflanze in nährstoffarmen Böden und bei wenig Licht grün bleibt, während in sehr nährstoffreichen Substraten und bei genug Licht (also vor allem nah an der Wasseroberfläche) eine rötliche oder auch kupferfarbene Färbung entsteht. Die Vermehrung des Wasserfreunds erfolgt über Kopfstecklinge ab 15 cm Länge, die bei den ohnehin regelmäßig notwendigen Kürzungen der Pflanzen anfallen. Da der Wasserfreund durch die vielen Seitentriebe gerne recht buschig wächst, ist er vor allem für den Hintergrund geeignet – soll er an der Seite gehalten werden, müssen möglicherweise Seitentriebe gekürzt werden. Ausnahme sind natürlich große Aquarien, denen der buschige Wuchs des Wasserfreundes auch an den Seiten nichts ausmacht. Die erreichbare Höhe liegt bei etwa 50 cm.

Langsam wachsende Pflanzen:

Javafarn

Der auch unter den Namen Schwarzwurzelfarn bekannte Javafarn (Microsorum pteropus) stammt aus Südostasien und ist eine der verbreitetsten Aquarienpflanzen. Diese Pflanze erreicht eine Größe von etwa 30 cm, was für eine Hintergrundpflanze eher wenig ist. Dies macht sie allerdings durch eine andere Besonderheit wett: Der Javafarn ist in der Lage, sich mit seinen Wurzeln an sehr vielen verschiedenen Untergründen anzuheften. Er kann deshalb, anders als die meisten anderen Aquarienpflanzen, auch auf Steinen, Wurzeln, groben Kies und sogar nicht zu glatten Einrichtungsgegenständen eingesetzt werden, wächst dort mit der Zeit fest und bietet damit vielfältige Möglichkeiten zur natürlichen Gestaltung des Aquariums. Gleichzeitig ist diese Pflanze ausgesprochen pflegeleicht und anfängerfreundlich: Sie fühlt sich auch in schattigen Becken wohl und kann deshalb mit einer Schwimmpflanzendecke gehalten werden. Auch die Düngung spielt keine große Rolle, ebenso wie der PH-Wert, die Temperatur und die Wasserhärte. Die Blätter des Javafarns sind eher hart und dunkelgrün, die Wurzeln schwarz gefärbt (daher trägt die Pflanze ihren Namen). Da die Blätter außerdem Bitterstoffe enthalten, werden sie von Barschen nicht angefressen und sind deshalb auch für Barschbecken geeignet. Die Vermehrung ist durch das Abtrennen einzelner Pflanzen vom Rhizom möglich, oder die Pflanze wird einfach so belassen, wie sie ist. In diesem Fall bildet sich durch die Jungpflanzen ein stufenförmiger Wuchs, der sich auch an der Beckenseite optisch positiv abhebt.

Spießblättriges Speerblatt

Unter Aquarianern wird das Speerblatt meistens unter seinem lateinischen Namen „Anubias hastifolia“ gehandelt. Diese Pflanze bildet kräftig grüne Blätter an Stielen von teils erheblicher Länge, die in einigen Fällen sogar aus dem Becken herausragen können. Dabei können durchaus Längen von bis zu 50 cm erreicht werden, weshalb diese Pflanze in kleinen Becken nicht und in großen nur im Hintergrund eingesetzt werden kann. Dort sticht sie durch ihr sehr langsames Wachstum von nur ein bis zwei Blättern im Jahr hervor, durch das sie allerdings auch extrem wenige Nähstoff benötigt. Tatsächlich benötigt das spießblättrige Speerblatt in Becken mit Zierfischen nicht einmal Dünger, da deren Ausscheidung als Dünger völlig ausreichen. Lediglich ein zu hoher Kalkgehalt wird nicht gut vertragen, so dass die Pflanze eher in weichem bis mittelhartem Wasser gehalten werden sollte. Die Wachstumskontrolle ist einfach: Zu lange Triebe können einfach gekürzt werden, zur Vermehrung wird die Pflanze am Rhizom geteilt. Durch die ledrigen Blätter ist das spießblättrige Speerblatt, wie alle Anubias, für Barschaquarien geeignet.

Genoppter grasartiger Wasserkelch

Der genoppte grasartige Wasserkelch (Cryptocoryne crispatula var. Balansae) ist eine Unterart des C. Crispatula aus Thailand, die sich in der Aquaristik einer anhaltend großen Beliebtheit erfreut. Im Handel ist die Pflanze sowohl mit grünen als auch mit röten Blättern erhältlich, wobei sich beide Zuchtformen in ihrer Pflege nicht voneinander entscheiden. Allerdings ist diese Art nicht für die Haltung in kleinen Aquarium geeignet, da die Blätter eine Länge von bis zu 70 cm erreichen können! Die namensgebenden Blätter dieser Art sind bandförmig, an den Seiten gewellt und ein bis vier cm breit. Ihre Oberseite ist nur bei der submersen Haltung charakteristisch genoppt – da die Pflanzen vor dem Verkauf zumeist emers gezogen werden, sehen sie also am Anfang oft erst nicht aus wie die bekannten Altpflanzen. Dies gibt sich allerdings innerhalb einiger Wochen. Die Farbe ist bei der grünen Variante mittelgrün, bei der roten hängt die Intensität der Farbe von der Düngung ab. Die Pflege des genoppten Wasserkelches ist einfach, solange einige Grundbedürfnisse der Pflanze gedeckt sind: Sie benötigt viel Licht und schätzt eine leichte Strömung. Außerdem benötigt sie Kalk, weshalb sie vor allem in hartem Wasser gut gedeiht, während sie in Tropenbecken kümmert. Ansonsten reichen regelmäßige Teilwasserwechsel und gelegentliche Düngung von Wasser und Bodengrund aus, damit die Pflanze mit allen nötigen Nährstoffen versorgt ist. Außerdem sollten die Wassereigenschaften möglichst stabil werden, da diese Art – wie die meisten Cryptocorynen – empfindlich auf starke Veränderungen der Wasserwerte reagiert. Unter guten Bedingungen bildet die Pflanze zahlreiche Ausläufer, so dass die Vermehrung des Wasserkelches kein Problem darstellt.