Papageienschutz-Centrum Bremen

am Samstag, 21 Juli 2012. in Voegel

Papageienschutz-Centrum Bremen

Papageien und Sittiche sind beliebte Haustiere, jedoch sind vor allem die exotischen Papageien in menschlicher Obhut sehr schwierig zu halten, da sie ganz besondere Ansprüche an den Halter stellen. Optimale Pflege, Ernährung, Unterbringung und auch der richtige Umgang mit den Papageien müssen gewährleistet sein, sind aber gar nicht so einfach umzusetzen. Gerade Papageien werden von ihren Besitzern oftmals in Auffangstationen abgegeben, weil sie mit der Haltung dieser anspruchsvollen Vögel überfordert sind. Die Papageien werden in diesen Einrichtungen gehegt und gepflegt und in vielen Fällen auch wieder an neue Halter vermittelt, wo der gleiche Leidensweg hinsichtlich unzureichender Haltung oftmals wieder von vorne losgeht. In Bremen wird hingegen schon seit vielen Jahren mit Hilfe von Spenden und Sponsoren ein bundesweit einzigartiges Projekt aufrecht erhalten, das außergewöhnliche Maßnahmen zum Schutz geschädigter Papageien beinhaltet und den Tieren eine Bleibe für den Rest ihres Lebens bietet.

Ein "Papageien-zu Hause" der besonderen Art

Das Papageienschutz-Centrum Bremen e.V. verfügt über ein Fluggehege, das durch den Umbau und die Umgestaltung der Gebäude einer ehemaligen Gärtnerei entstanden ist und im Sommer 2004 in Betrieb genommen wurde. Das Gehege umfasst zwei Flughallen, die den Papageien insgesamt einen Flugraum von etwa 2000 m³ bieten, eine Futterstation, einen tiermedizinischen Behandlungsraum sowie eine Krankenstation mit Notaufnahme. Das Papageienschutz-Centrum veranstaltet an mehreren Tagen im Jahr sogenannte Publikumstage, an denen Besucher die vorhandenen Einrichtungen besichtigen und einen Blick auf die Papageien werfen können. Die Vögel leben in den beiden Flughallen in einer naturnah gestalteten Umgebung mit ihren Artgenossen zusammen. Das Papageienschutz-Centrum Bremen e.V. kann den Besuchern so einen ungefähren Eindruck vermitteln, wie Papageien in natürlicher Umgebung leben und wie sehr sich dieses Leben von einem Dasein in Gefangenschaft unterscheidet. In das Fluggehege aufgenommen werden Papageien, die in Gefangenschaft körperliche sowie seelische Schäden erlitten haben oder von Behörden beschlagnahmt wurden, weil die Papageienhalter gegen die Gesetze und Verordnungen des Tier- oder Artenschutzes verstoßen haben. Da die beiden Flughallen jedoch nur begrenzten Raum für die Tiere bieten, können pro Halle nur etwa 30 Vögel ihren neuen Lebensraum nutzen. Nur so ist gewährleistet, dass die Papageien ausreichend Möglichkeit zum Fliegen haben und sich nicht aus Platzmangel gegenseitig in ihren Aktivitäten beeinträchtigen. Aufgenommen werden aufgrund der begrenzten räumlichen Situation lediglich die natürlicherweise in Afrika lebenden Mohrenkopf– und Graupapageien sowie die in Mittel– und Südamerika heimischen Amazonenpapageien, weil gerade diese Arten besonders häufig als Haustiere gehalten werden und durch ihr Leben in Gefangenschaft häufiger Schaden nehmen.

Im kleinen "Regenwald" fühlen sich die Vögel wohl

Papageien in FreiflughalleDie Gestaltung der Flughallen orientiert sich an den natürlichen Verhaltensweisen und Lebensräumen der Papageien. Die afrikanischen Papageienarten und die Amazonenpapageien sind voneinander getrennt untergebracht - jede Art bewohnt eine der beiden Flughallen. Die Hallen weisen einen dichten Pflanzenbewuchs auf, der vorwiegend aus Bäumen und Sträuchern besteht, an denen die Papageien ihrem Nagebedürfnis nachgehen können. Da die Vögel nicht nur in den Bäumen umher klettern oder fliegen, sondern gelegentlich auch gerne den Boden erkunden, wurde der ursprüngliche, stark lehmhaltige Erdboden in den Flughallen belassen. Bambus und Schilf grenzen die Reviere der einzelnen Papageien-Paare ab und auch Hopfen- und Weinranken, die an der Verdrahtung der Flughallen hochwachsen, bilden einen Sicht- und Sonnenschutz für die Tiere. Die Zufuhr von Frischluft und Sonnenlicht sowie auch der Temperaturausgleich im Inneren der Flughallen erfolgt über das Dach, das sich in Abhängigkeit von der Temperatur automatisch öffnet. Eine Sprinkleranlage, die über Wasserzeitschaltuhren gesteuert wird, sorgt für Regen in den Flughallen. Die ausreichende Beregnung ist für die Gefiederpflege der Papageien, die Bewässerung der Vegetation und für die Erzeugung einer ausreichend hohen Luftfeuchtigkeit unerlässlich.

Die optimale Versorgung der Papageien

Die Flughallen verfügen auch über beheizbare Schutzhäuser, die den Papageien im Winter Wärme bieten. Durch Doppelstegplatten in den Dächern fällt Tageslicht in die Schutzhäuser. Außerdem sorgen Bio-Leuchtröhren, die UV-Licht abstrahlen, dort für eine zusätzliche künstliche Beleuchtung. Die Fenster der Schutzhäuser sind auch im Winter geöffnet, so dass die Papageien jederzeit wieder zurück in die Hallen fliegen können. Die Schutzhäuser sind mit Hilfe von aufgehängten Reetmatten in einzelne Nischen aufgeteilt, die mit abgeholzten Bäumen und Ästen ausgestattet sind. Hier können sich einzelne Papageien oder Paare bei Bedarf zurückziehen. Besonders wichtig ist eine hochwertige, ausgewogene und vielseitige Ernährung der Papageien, für die täglich gesorgt werden muss. Das Futter besteht aus einer speziellen Körnermischung, frischem Obst und Gemüse und frischem Trinkwasser. Kranke Tiere bekommen bei Bedarf zusätzlich zum täglichen Futter Leckerbissen, die mit den erforderlichen Medikamenten präpariert sind. Der Papageienbestand der Einrichtung wird von einer Fachtierärztin für Vögel betreut und in regelmäßigen Abständen untersucht.

Ohne Öffentlichkeitsarbeit geht es nicht

Das Papageienschutz-Centrum Bremen e.V. betreibt auch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit und möchte damit über die Schwierigkeiten, die mit der Papageienhaltung verbunden sind, aufklären. Denn Papageien sind eigentlich nicht so sehr als Haustiere geeignet, da sie auf Grund ihrer Herkunft und ihrer natürlichen Lebensweise nicht optimal in die Umgebung von Menschen passen. Vögel brauchen Flugmöglichkeiten und Artgenossen um sich herum und alleine dieser Anforderung werden viele Halter nicht gerecht. Ziel ist die Aufklärung der Bevölkerung über das Leid, das den Papageien sowohl in Gefangenschaft als auch in ihren natürlichen Lebensräumen durch den Menschen zugefügt wird und über die dringende Notwendigkeit, Maßnahmen zum Schutz der Papageien zu unterstützen. Neben Informationsveranstaltungen und Führungen durch das Fluggehege informiert auch die Internet-Zeitung ‚Papageienschutz aktuell‘ mit Berichten zum Thema Papageienschutz und regelmäßigen news über die Situation der Papageien und anderer Vogelarten. Besonders wichtig ist dem Papageienschutz-Centrum Bremen e.V. die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, da sie sich häufig Papageien als Haustiere wünschen. Im Rahmen der Bildungsarbeit wird den Kindern vermittelt, welche natürlichen Bedürfnisse Papageien haben, wie sie in ihren natürlichen Lebensräumen in den Tropen und Subtropen leben und wie sehr sie durch ein Leben in Gefangenschaft in ihren natürlichen Verhaltensweisen eingeschränkt werden und dadurch bei nicht artgerechter Haltung auch leicht Schaden nehmen können.

Für seine außergewöhnlichen Maßnahmen zum Schutz von Papageien erhielt das Papageienschutz-Centrum Bremen e.V., das seine Arbeit sowie das Fluggehege vorwiegend durch Spenden und Papageienpatenschaften finanziert, 2006 den Tierschutzpreis der Mechtold-Stiftung für Tierschutz aus Frankfurt und den Bremer Tierschutzpreis 2009.

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