Woran erkenne ich eine gute Hundeschule?
Der Hund zieht an der Leine, bellt Radfahrer an, kommt nicht, wenn man ihn ruft... Diese und andere Probleme kennt jeder Hundehalter. Hundeerziehung ist eine Herausforderung, bei der man oft an seine Grenzen kommt. Denn jeder Hund hat eigene Interessen, die oft nicht mit denen seines Herrchens übereinstimmen. Warum auf den Rückruf hören, wenn doch das Spielen viel mehr Spaß macht? Oft ärgern wir uns über unsere Hunde, weil sie nicht so funktionieren, wie wir uns das wünschen.
Wenn man als Hundehalter merkt, dass die Beziehung zum Hund sich verschlechtert, wenn der Hund durch sein Verhalten Menschen oder Tiere gefährdet oder ein Problem immer schlimmer wird, sollte spätestens professionelle Hilfe bei der Erziehung in Anspruch genommen werden. Doch: woran erkennt man eine gute Hundeschule oder einen guten Hundetrainer?
Die Zahl der Hundeschulen steigt in Deutschland immer weiter an. Wer Hilfe bei der Erziehung seines Hundes sucht, verzweifelt oft schon vor der ersten Trainingsstunde an der Auswahl der richtigen Hundeschule. Viele Hundetrainer schwören auf ihre eigene Methode und preisen diese als einzig richtige Alternative an. Von außen ist schwer zu erkennen, ob jemand tatsächlich ein Hundeexperte oder nur selbsternannter Möchtegern- Guru ist. Denn leider ist der Beruf des Hundetrainers in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Das heißt: jeder, der glaubt, Ahnung von Hunden zu haben, darf sich Hundetrainer nennen und eine Hundeschule eröffnen. Eine Qualitätsbewertung oder eine Prüfung der Erziehungsmethoden findet nicht statt. Solange nicht gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wird, ist alles erlaubt.
Wer eine gute Hundeschule sucht, sollte daher auf folgendes achten:
Der Trainer
Ein guter Hundetrainer kann in der Regel eine qualifizierte Ausbildung im Bereich der Hundeerziehung und -Verhaltensberatung nachweisen. Ein an der Wand hängendes, professionell aussehendes Zertifikat reicht aber nicht aus. Denn es ist nicht verboten, selbst am PC ein Zertifikat zu erstellen oder Crashkurse zur Erlangung eines solchen anzubieten. Um herauszufinden, ob tatsächlich eine fundierte Ausbildung stattgefunden hat, sollte also unbedingt darauf geachtet werden, wie viele Stunden der Lehrplan umfasst hat. Eine solide Ausbildung kann nicht an einem Wochenende geleistet werden. Im Idealfall kann der Hundetrainer mit einer staatlichen Zertifizierung seine Ausbildung nachweisen. Eine Liste solcher Hundeschulen findet sich beispielsweise beim BHV (Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater e.V.) oder beim BVZ (Berufsverband zertifizierter Hundetrainer e.V.). Mitglieder dieser Berufsvereinigungen sind verpflichtet, regelmäßig Fortbildungskurse zu besuchen. Auch dies ist ein wichtiges Qualitätskriterium.
Oft sind Kommunikationsprobleme zwischen Hund und Halter vorhanden, die auch Ursache für Probleme sein können. Ein kompetenter Trainer sollte die Körpersprache des Hundes "lesen" können und dem Halter vermitteln, was gerade in seinem Hund vorgeht. So vermittelt er zwischen Hund und Halter und verbessert deren Beziehung zueinander.
Der Trainer sollte ehrlich sein, aber die Wahrheit dem Kunden zuliebe so verpacken, dass dieser sie auch annehmen kann. Es nützt nichts, wenn sich jemand noch so gut mit Hunden auskennt, die Hundebesitzer aber schreiend weglaufen, weil er so unfreundlich ist. Eine gewisse Sympathie zum Trainer sollte man als neuer Kunde empfinden, denn wenn die Chemie nicht stimmt, ist es egal, wie qualifiziert der Trainer ist- man wird mit ihm nicht gerne arbeiten.
Die Trainingsmethode
Jeder Hund ist anders und reagiert im Training unterschiedlich. Eine Trainingstechnik, die für alle Hunde und Probleme eine einheitliche Lösung verspricht, ist daher höchst kritisch zu bewerten.
Es gibt in der Hundeerziehung meist viele verschiedene Möglichkeiten. Was für einen Hund richtig und gut ist, kann für einen anderen völlig falsch sein. Daher sollte ein gutes Training immer individuell angepasst sein. Grundsätzlich muss darauf geachtet werden, dass auf nicht tiergerechte Methoden wie Stachel- oder Würgehalsbänder (ohne Stop) verzichtet wird. Der Trainer muss in der Lage sein, Überforderung und Stress bei Hunden zu erkennen und die Trainingsmethode entsprechend anzupassen.
Die richtige Trainingsmethode ist die, bei der Hund und Halter motiviert und konzentriert arbeiten können. Häufige Korrekturen ungewünschten Verhaltens (wenn z.B. der Hund aus dem "Sitz und Bleib" immer wieder aufsteht und neu ins "Sitz" gebracht werden muss) frustrieren Hund und Halter unnötig. Wer freut sich nicht, wenn er seinen Hund statt dessen loben und belohnen kann, weil er auf Anhieb etwas richtig gemacht hat? Dies kann durch einen individuell angepassten, kleinschrittigen Übungsaufbau erreicht werden.
Der Erfolg
Erfolg stellt sich durch ein gutes Training in der Regel langsam und schrittweise ein, er bleibt aber lange bestehen. Jemand, der dauerhaft sein Gewicht reduzieren möchte, ist auch mit einer erfolgreichen Ernährungsumstellung besser beraten als mit einer Crash- Diät, bei der es den Jojo- Effekt später gratis dazu gibt. Wichtig ist, dass sich im Laufe des Trainings das Verhältnis zwischen Halter und Hund verbessert. Dazu muss während des Trainings Raum für Fragen sein und der Trainer sollte erfolgreich die Vermittler- Rolle zwischen Hund und Halter einnehmen.
Vorsicht ist geboten, wenn eine schnelle Lösung komplizierter Probleme versprochen wird. Fast jede Hau-Ruck-Methode ist mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden, die oft schlimmer sind als das ursprüngliche Problem! Erfolg kann nie garantiert werden, denn er hängt maßgeblich davon ab, wie gewissenhaft der Hundehalter mit seinem Hund trainiert und wie er die Anweisungen des Trainers umsetzt. Verspricht ein Hundetrainer 100%igen Erfolg, ist bestimmt etwas faul...
Kommentare (2)
Nadine
Lg Nadine
Grumpi
Danke für deine Anregung! Hundesportvereine schließt der Artikel bewußt nicht mit ein, da hier in der Regel andere Kriterien zur Bewertung herangezogen werden sollten als bei gewerblichen Hundetrainern oder Hundeschulen. Meist sind die Trainer in Hundesportvereinen erfahrene "Hundeleute" und können daher viel Wissen und praktische Tipps vermitteln. Damit bieten sie in vielen Fällen (v.a. Grunderziehung) eine gute Alternative zur klassischen Hundeschule oder dem Hundetrainer!
Wer aber gewerblich Hundeerziehung anbietet, sollte - wie in anderen Berufen auch- über eine fundierte Ausbildung verfügen und sich und seine Methoden hinterfragen und weiterentwickeln. Daher ist es sinnvoll, sich in Problemfällen, die über "normale" Erziehung hinausgehen, eher an einen dieser Profis zu wenden.