Wellensittich-Paradies

am Mittwoch, 21 November 2012. in Voegel

Wellensittich-Paradies

Ich bin ein Wellensittich-Laie. Alles, was ich bis vor wenigen Wochen darüber wusste, beschränkte sich darauf, dass sie bunt sind, Gesellschaft mögen und meist kreischend Krach machen. Vielleicht lag mein Desinteresse darin begründet, dass der Wellensittich einer Jugendfreundin mir entweder in die Nase zu beißen oder an den Haaren zu ziehen pflegte, wenn ich zu Besuch war. Vor einigen Wochen habe ich diese Tiere allerdings von einer ganz anderen Seite kennen gelernt und verstehe, warum es so überzeugte Wellensittich-Fans gibt.

Zimmer frei für Wellensittiche

Schon lange war mir bekannt, dass eine ehemalige Kollegin Wellensittiche hält. Ich dachte an einen Käfig mit Stange, Knabberzeug und Wasserschüsselchen. Vielleicht noch ein Tuch daneben zum Abdecken, wenn sie gar zu laut werden. Ein Besuch bei ihr offenbarte mir ein neues Bild von den Möglichkeiten artgerechter Vogelhaltung.

Mir öffnete sich nämlich keine Käfig-, sondern eine Zimmertür. Dahinter: zwölf oder mehr Wellensittiche jeder Farbe, jeden Alters und beiderlei Geschlechts. Sie leben in fürstlichen 30 Kubikmetern Freiraum mit Fenster und inmitten eines komplett auf verspielte Wellensittiche ausgerichteten Mobiliars. Viele Käfige, Sitzplätze, Höhlen, dazu selbst gebaute, fantasievolle Spielmöglichkeiten und vogeltaugliche Futterpflanzen. All das verteilt sich im ganzen Zimmer auf unterschiedlichen Ebenen. Und für die legeunfähige Henne mit Kükenwunsch gibt es ein eigenes Nisthäuschen, in dem ein kleines Kunstei zum Bebrüten liegt. Ihr Vogelmann versorgt sie fürsorglich mit allem, was eine wirklich brütende Henne bekäme.

Fröhliche Vögel mit viel Freiraum

Der Raum ist erfüllt von Vogelgesprächen, mal laut und kreischend, mal zärtlich flüsternd. In einer Ecke sitzt ein Paar beieinander und beknabbert sich sanft. An anderer Stelle zanken sich zwei Hennen um den Gigolo des Schwarms, der die Aufmerksamkeit sichtlich genießt. Andere knabbern genüsslich an Obststücken, flattern fröhlich von Ast zu Ast oder sitzen schläfrig auf ihrem Lieblingsplatz. Einige scheinen sich gegenseitig zu necken und hüpfen auf der Vorhangsstange hin und her. Ich fand Wellensittiche immer ein bisschen eigenartig, wenn sie vor sich hinplappernd vor den kleinen Käfigspiegel saßen und geistig etwas minderbemittelt wirkten. In diesem Vogelparadies habe ich sie von einer ganz anderen Seite kennengelernt: fröhlich, frech, einfallsreich und auf ihre Weise intelligent.

Und die Erkenntnis?

Der Besuch hat mein Wellensittichweltbild deutlich verändert. An sich ist es keine besondere Erkenntnis, dass nur artgerechte Haltung einem Tier sein arttypisches Verhalten ermöglicht. Mein Bild vom Wellensittich war geprägt von der hässlichen Ein-Vogel-Gefängnishaltung. Mir war nicht bekannt, dass diese Tiere in der Natur in großen, quirligen Schwärmen leben. Inzwischen kann ich die Begeisterung von Wellensittichfans ein Stück weit nachvollziehen.

Leider werden Wellensittiche häufig einzeln gehalten. Einem einsamen Wellensittich solltest Du baldmöglichst wenigstens einen Partner schenken. Zudem sollte Dein Vogel ein paar Stunden täglich im Zimmer herumfliegen dürfen. Das macht etwas mehr Arbeit, schenkt Deinem gefiederten Freund aber viel Freude. Auch wenn Dein Wellensittich Dir viel Aufmerksamkeit schenkt, bist Du doch kein Vogel, der als vollwertiger Freund mit ihm herumtollen kann. Erst wenn Du ihm artgleiche Gesellschaft und ausreichend Freiraum gönnst, wirst Du das wahre, fröhlich-quirlige Wesen Deines Vogels kennenlernen und ganz sicher viel mehr Spaß mit den kleinen Piepmätzen haben!

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