Existenz der Mauritiussittiche bedroht

Eine der seltensten Vogelarten der Welt ist der Mauritiussittich, der mit einer Körperlänge von etwa 40 cm zu den mittelgroßen Vertretern der Papageienfamilie zählt. Diese Papageienart, die mittlerweile massiv vom Aussterben bedroht ist, kommt nur auf der Insel Mauritius, die im Indischen Ozean etwas über 800 Kilometer von Madagaskar entfernt liegt, vor. Der Mauritiussittich hält sich auf seiner Heimatinsel mit Vorliebe in den oberen Bereichen von Bäumen auf und ernährt sich bevorzugt von Früchten, Blüten, Samen, Zweigen und Baumrinde. Die kleine Tropeninsel, die nur etwa halb so groß ist wie Mallorca, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre zu einem beliebten Reiseziel für Touristen entwickelt. Dies hat mit dazu beigetragen, dass sich die Lebensraumfläche für den Mauritiussittich mit der Zeit drastisch verringert hat.
Zerstörung des Lebensraumes
Besonders Vogelarten, die auf solchen Ozean-Inseln wie Mauritius leben, reagieren ganz besonders empfindlich auf Veränderungen ihres Lebensraumes, der dort ja sehr begrenzt ist und meist nur kleinere Populationen beherbergt. Sobald der Mensch in diese speziellen Ökosysteme eindringt und sie durch Nutzung verändert, kommt es meist zur Ausrottung verschiedener lokaler Tierarten. So wurde auf Mauritius schon im Jahre 1756 mit der Abholzung des tropischen Baumbestandes begonnen. Der Urwald musste Anbauflächen für Zuckerrohr weichen, was zu Lasten der dort heimischen Tierarten ging. Auch für den Mauritiussittich galten diese Wälder als letztes Rückzugsgebiet, das ihnen nach und nach genommen wurde. Vor etwa 30 Jahren konnte diese vom Aussterben bedrohte Papageienart, deren Bestand zu diesem Zeitpunkt auf nur noch 15 Tiere geschätzt wurde, dank der Arbeit internationaler Wissenschaftler und Naturschützer im letzten Moment noch gerettet werden. Doch nun ist diese stark gefährdete Vogelart einer neuen Bedrohung ausgesetzt, die ihre Existenz erneut in Frage stellt – den Circoviren.
Erfolgreiche Rettungsmaßnahmen
Nachdem es mit der Unterstützung durch englische Naturschützer gelungen ist, die Mauritiussittiche als Art zu erhalten, leben auf der Insel mittlerweile wieder etwa 500 Exemplare. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Natur- und Tierschutzorganisationen und der Mauritian Wildlife Foundation, einer einheimischen Organisation, die sich für den Schutz der auf Mauritius existierenden Tier- und Pflanzenarten einsetzt, wachsen inzwischen jährlich etwa 70 Küken auf der Insel heran. Das Schutzprojekt zur Erhaltung des Mauritiussittichs umfasst verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise die Installation von Nistkästen, das Einsammeln von Eiern und die anschließende Handaufzucht der geschlüpften Küken.
Neue Bedrohung durch Krankheitserreger
Es ist der Ausbruch der tödlichen Feder- und Schnabelkrankheit, der den Mauritiussittich nun wieder an den Rand der Ausrottung bringt, nachdem sein Bestand gerade erst erfolgreich angewachsen war. Diese weltweit auftretende Krankheit wird von den sogenannten Circoviren, die zu den kleinsten und einfachsten DNA-Viren gehören, verursacht und kommt hauptsächlich bei Papageien und Sittichen vor. Sie führt bei den infizierten Vögeln zu einem vielfältigen Krankheitsbild, das von Wachstumsstörungen der Federn, krankhaften Veränderungen des Schnabelhorns bis hin zur Schwächung des Immunsystems reicht. Übertragen wird das gefährliche Virus über den Kot, den infizierte Vögel ausscheiden sowie über infektiösen Gefiederstaub und Kropfinhalt. Jungtiere stecken sich meist schon im Nest bei den Eltern an, wenn diese das Virus in sich tragen ohne jedoch schon irgendwelche Symptome zu entwickeln.
Das Virus tötete in den letzten Jahren seit dem Ausbruch der Infektionskrankheit zahlreiche freilebende und gefangene Mauritiussittiche. Wissenschaftler des Instituts für Naturschutz und Ökologie der Universität in der englischen Grafschaft Kent haben inzwischen DNA-Proben infizierter Mauritiussittiche untersucht, um mehr Informationen über das Virus und seine Entwicklung zu erhalten. Dabei fanden sie heraus, dass sich kurz vor dem Ausbruch der Seuche jeweils ein Gen des Erregers, das an seiner Vermehrung beteiligt ist, verändert hatte. Inwieweit diese Veränderung mit verantwortlich für den Ausbruch der Infektion ist, wird weiterhin untersucht. Diese Forschung und die daraus hervorgehenden Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für alle zukünftigen Bemühungen internationaler Wissenschaftler und Organisationen, die Regierung von Mauritius bei den Rettungsmaßnahmen zur Erhaltung dieser seltenen Papageienart zu unterstützen.
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