Göttliche Katzen, samtpfotige Streuner

Katzen begleiten den Menschen seit über 9.000 Jahren auf seinem Weg vom Jäger und Sammler zum technologisierten Menschen. Seit 2002 gibt es einen offiziellen Weltkatzentag, ausgerufen von Tierschutzorganisationen, um dieser Begleiterin über die Jahrtausende ein Zeichen zu setzen. Heute leben in Hütten und Häusern weltweit mehr Katzen als Hunde. Doch viele Samtpfoten vegetieren auch auf Müllhalden und in Städten vor sich hin oder warten in Tierheimen auf ein neues Zuhause, nachdem ihre früheren Herrchen sie aus so vielen Gründen alleine gelassen haben. Mit Katzen verbindet die Menschheit eine beeindruckend lange Entwicklungsgeschichte, in der sie sich gegenseitig als williger Futterspender und lautloser Schädlingsjäger von Nutzen waren. Wie oft hat wohl die Hofkatze dem frühen Menschen die Ernte vor Mäuseplagen und anderen Kleintieren gerettet? Und dabei haben die Katzen, anders als die unterwürfigen Hunde, nirgendwo auf der Welt ihr rätselhaftes Selbstbewusstsein oder ihre Unabhängigkeit aufgegeben.
Gefährten von Gottheiten
Katzen haben Menschen schon früh mit ihrer Art beeindruckt, so tief, dass sie als Symbole oder Gefährten von Gottheiten gehalten wurden und man ihnen bis heute Tempel weiht. In Ägypten wurden Katzen so sehr verehrt, dass sie ihr die schönste ihrer Göttinnen, die katzenköpfige, anmutige Bastet weihten. Sie galt als Tochter des höchsten Gott Re. Katzen zu töten stand unter Todesstrafe, sie aus Ägypten herauszuschmuggeln ebenso. Nur zu Opferzwecken durften sie von Priestern der Bastet getötet werden, die dann als Mumie im Bastet-Tempel als Opfergabe dargebracht wurde. Um den Tod einer Katze trauerte man ähnlich wie bei einem Menschen. Erst 2010 hat man in Alexandria in Ägypten einen bisher unbekannten Tempel der Göttin Bastet freigelegt, in dem wunderschöne Katzenstatuen gefunden wurden. Man geht davon aus, dass die damalige Herrscherin Ägypten persönlich den Auftrag für den Bau des Tempels gegeben hat. Heute findet man Verehrungsstätten für Katzen in Japan und anderen asiatischen Staaten. In Japan hat die Katzenverehrung im 17. Jahrhundert ihre Wurzeln. Ebenso wie bei den Ägyptern wurde sie wegen ihres Schutzes über die Kornvorräte verehrt. Aber auch die Seidenraupenzucht stand unter dem Schutz der Mäuse und Ratten jagenden Samtpfote, so dass der wirtschaftliche Segen, der von Katzen ausging, in göttlicher Verehrung ihren Niederschlag fand. Bis heute verehren japanische Katzenfreunde die göttlichen Wesen in eigenen Tempeln, um für die eigene Hauskatze ein langes Leben und Glück zu erbitten.
Selbstständige Lebensart
Manch einen Menschen scheint die selbstständige Lebensart der Katzen aber auch mit Furcht erfüllt zu haben: im Mittelalter galten sie als treue Begleiter als magisch begabt verdächtiger Personen. Besonders schwarze Katzen wurden mit dem Teufel assoziiert. Bis heute gehört zu einem richtigen Hexenbild auch die schwarze Katze. Schwarze Katzen von links sollen Unglück anzeigen. Man sagt ihnen nach, schwere Brände in mittelalterlichen Städten ausgelöst zu haben, indem sie nach einem Nickerchen am wärmenden Kaminfeuer in ihrem Fell die Glut hoch in die Dachstühle der Fachwerkhäuser getragen haben. Doch meistens erobern die rätselhaften Samtpfoten, egal ob als Streuner oder Stubentiger, mit ihrem tiefen Blick und dem sanften Schnurren die Herzen ihrer Ausgewählten und dürfen sich als Dank für ihr Dasein über Streicheleinheiten und Leckereien freuen. Und manchmal scheint ihr Blick uns sagen zu wollen, dass es sich bei ihnen um wahrhaft göttliche Gäste handelt, die uns auswählen und nicht umgekehrt.
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