Wildtiere in der Stadt

Für scheue Tiere scheint auf dem ersten Blick in Deutschland immer enger zu werden: ihre Lebensräume werden durch Städte und Straßenbau eingeschränkt und zerschnitten. Parkanlagen sind vielerorts die einzigen grünen Flecken im Stadtdschungel. Doch eine Reihe von Tierarten, die sich bisher recht menschenscheu zeigten, hat sich mit den Menschen und ihren Lebensgewohnheiten zu arrangieren gelernt.
So kannst Du heutzutage in Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder Köln viele verschiedene Wildtiere beobachten, die sich hier neue Lebensräume erobert haben. Waschbären und Wiesel plündern gerne die Mülltonnen. Wildschweine pflügen in Stadtrandgebieten kostenlos Gärten um. Marder knabbern an Autokabeln. Fledermäuse erobern Dachstühle und Kirchtürme als Nist- oder Winterschlafplätze. Eulenvögel begeistern sich für Türme. In Parks kannst Du Kaninchen und Füchse, im Rheinland sogar Papageien beobachten. Selbst selten gewordene Raubvögel wie Falken nutzen Parks und hohe Stadtgebäude als Nistplatz und Jagdrevier. Dass sich neben heimischen Arten auch immer mehr Exoten, wie Bienenfresser und verschiedene Papageienarten in Deutschlands Städten ausbreiten, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Erwärmung infolge des globalen Klimawandels.
Kurioser Weise gibt es Großstädte, wie z. B. Berlin, in denen die Artenvielfalt inzwischen höher ist als in der umliegenden, ausgeräumten Kulturlandschaft. Die vom Menschen geschaffene Kulturwüste bietet keinen akzeptablen Lebensraum oder ausreichend unterschiedliche Nischen mehr für Wildtiere. Zudem ist das Nahrungsangebot in der Stadt reichlich und leicht zugänglich. Jagen ist nicht mehr unbedingt erforderlich, solange so viele Nahrungsmittel und Essensreste in Mülltonnen und auf Müllplätzen entsorgt werden. Außerdem darf in Städten nicht frei gejagt werden, so dass die Wildtiere oft ihre Scheu verlieren und sich recht frei dort bewegen.
Manchmal gibt es aber auch innerstädtische Begegnungen, die auch große Tierliebhaber lieber vermeiden möchten: in manchen Ortschaften der Karpaten oder in Kanada kann einem schon mal ein ausgewachsener Bär oder Wolf gegenüberstehen! Auf afrikanischen Müllhaufen findet man häufig Klippschlieferverwandte, die mit ihren markanten Zähnen und lautem Fauchen trotz der geringen Körpergröße ebenso bedrohlich wirken können wie die frechen Waschbären in Vancouvers Straßen. Auch Wildschweinbachen mit Frischlingen sind Tiergruppen, denen Du auch in der Stadt ausweichen solltest: Wildschweine sind gefährlich und aggressiv, wenn sie annehmen, ihr Nachwuchs werde bedroht. Sie können Menschen ernsthaft verletzen und solche Begegnungen sind schon manches Mal böse geendet! Fallen Dir Wildtiere auf, die eine Gefahr für Menschen darstellen könnten, melde sie am besten der nächsten Polizeistelle. Die Tiere werden nicht gleich erschossen! Meistens sind alle darum bemüht, solche Tiere in eine geeignete Umgebung umzusiedeln.
Da sich die Stadtverantwortlichen der neuen „Bürger“ durchaus bewusst sind und ihre Ansiedlung soweit möglich auch unterstützen, gibt es inzwischen Broschüren wie z.B. „Wildtiere im Stadtgebiet“ vom Naturschutzbund Deutschland e.V., die Dir umfassende Informationen über den Umgang und die Rechtslage zu diesem Thema bieten.
Übrigens: Krankheitsgefahren, die Wildtiere aus Wald und Wiese mitbringen könnten, werden oft hoffnungslos übertrieben. Solange Du direkten Kontakt mit ihnen vermeidest, besteht kaum Gefahr, eine auf Menschen übertragbare Tierkrankheit zu bekommen. Selbst die oft zitierte Tollwutgefahr ist äußerst gering, da Wildtiere mit Ködern über lange Jahre behandelt wurden und die Krankheit in Deutschland als kaum noch existent betrachtet wird.
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