Animal Hoarding – das unendliche Leid der Tiere

Als Animal Hoarding bezeichnet man das unkontrollierte Halten und Sammeln von lebenden Tieren. Die Betroffenen halten zahlreiche Tiere in viel zu kleinen Wohnungen und nehmen dabei keine Rücksicht auf die Tiere selbst, die unter mangelhaften hygienischen Bedingungen, unzureichender Pflege und fehlender tierärztlicher Versorgung leiden. Oftmals versorgen die Halter ihre Tiere nicht einmal ausreichend mit Wasser und Futter. Die in engen und schmutzigen Behausungen eingepferchten Tiere verwahrlosen in den meisten Fällen völlig und viele von ihnen erkranken oder verenden schlimmstenfalls sogar. Animal Hoarding hat den Status einer psychischen Erkrankung, da die Tierhorter nicht mehr in der Lage sind, die untragbaren Missstände und das daraus resultierende Leid der Tiere zu erkennen und zu stoppen.
Fallbeispiele
Allein in den Vereinigten Staaten von Amerika werden pro Jahr durchschnittlich über 1000 Fälle von Animal Hoarding gemeldet, wobei die Dunkelziffer der nicht öffentlich gewordenen Fälle nicht zu benennen ist. Aber auch in Deutschland häufen sich die Berichte über Fälle, in denen unzählige Tiere wie beispielsweise Vögel, Nager oder Katzen in den Wohnungen ihrer Peiniger ohne Futter und Wasser im Dreck und Gestank dahinvegetieren. Im Jahr 2012 wurden beispielsweise insgesamt 133 exotische Tiere und Kleintiere, fast 80 Katzen, 60 Meerschweinchen, etwa 50 Mäuse und 40 Tauben aus einer einzigen Wohnung befreit, was aber nur ein Fall von mehreren ist. Auch 2011 gab es mehrere Fälle, in denen beispielsweise einmal 80 Katzen oder ein anderes Mal 122 Kaninchen in einer Wohnung zusammengepfercht waren. Im Jahr 2008 beschwerten sich in Berlin Nachbarn eines Rentners bei den zuständigen Behörden, weil aus seiner Wohnung Gestank und Lärm nach draußen drang. Die Behörden gingen dem Hinweis nach und konnten etwa 1700 Vögel aus der Zweizimmerwohnung des Rentners, der dort mit seinen Tieren inmitten von Kot und Dreck hauste, befreien und in Tierheimen oder Tierschutzvereinen verschiedener Städte unterbringen. Ein ähnlicher Fall trug sich 2009 zu, als Mitarbeiter des Veterinäramtes 500 Sittiche aus einer völlig verschmutzten und viel zu kleinen Berliner Wohnung retteten. Im selben Jahr wurde von 100 Tieren, darunter Sittiche, Papageien und Nager, berichtet, die im nordrheinwestfälischen Viersen aus einer privaten Haltung befreit wurden. Die Tiere waren aber so verwahrlost und gesundheitlich angeschlagen, dass fast die Hälfte von ihnen eingeschläfert werden musste. Werden die Tiere entdeckt und aus ihrer Notlage befreit, landen sie meist in hoffnungslos überfüllten Tierheimen. Dies sind nur einige beispielhafte Fälle von vielen, denn Animal Hoarding ist mittlerweile ein sehr weit verbreitetes Problem.
Hilfe für Betroffene
Nicht nur für Tierschutzorganisationen und Behörden, die jedes Mal eine große Anzahl von Tieren versorgen, unterbringen und in vielen Fällen auch medizinisch versorgen müssen, stellt Animal Hoarding eine große Herausforderung dar, sondern auch die psychologische Betreuung der betroffenen Tierhalter gestaltet sich meist schwierig. Sie sehen sich nämlich als Tierliebhaber oder Tierretter und begreifen nicht, dass sie den massenweise auf engstem Raum gehaltenen Tieren in Wirklichkeit großes Leid zufügen. Viele Tierhorter sind nicht bereit, sich behandeln zu lassen, da sie ihr Verhalten nicht als krankhaft erkennen. Dabei gibt es inzwischen ein medizinisches und psychotherapeutisches Hilfesystem für das sogenannte ‚Animal-Hoarding-Syndrom‘.
Wenn Tierliebe außer Kontrolle gerät
In dieser Reportage wird deutlich, wie falsch verstandene Tierliebe den Tieren Leid zufügt. Eine Frau lebt mit mehr als 25 Katzen in einer kleinen Mietwohnung, ein Ingenieur baut immer neue Brutkästen für seine fast 2.000 Wellensittiche.
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