Vogeljagd auf Malta

am Freitag, 14 Juni 2013. in Voegel

Vogeljagd auf Malta

Der alljährliche Vogelzug über Malta gilt als sehenswertes Naturschauspiel, das allerdings immer wieder von dem illegalen Treiben der Vogeljäger, die in den Frühlings- und Herbstmonaten mit Schrotflinten und Fangnetzen Jagd auf Vogelschwärme machen, überschattet wird. Unzählige Vögel nutzen den südeuropäischen Inselstaat auf ihren Reisen von und nach Afrika als Rastplatz, was für viele von ihnen den sicheren Tod bedeutet. Einige der betroffenen Vogelarten sind sogar vom Aussterben bedroht, aber auch darauf nehmen die Jäger keine Rücksicht. Auch die Tatsache, dass seit dem 01. Januar 2009 alle Jagdregelungen Maltas im Einklang mit der EU-Vogelschutzrichtlinie stehen müssen - ein Erfolg, an dem die Vogelschutzorganisation Bird Life International und ihre Partner maßgeblich beteiligt sind – wird immer wieder missachtet. Obwohl nun der größte Teil der auf Malta stattfindenden Vogeljagdaktivitäten auch nach maltesischem Recht verboten ist, geht die illegale Jagd weiter.

Das Fehlverhalten der maltesischen Regierung

Die Turteltaubenjagd im Frühling wird von den maltesischen Jägern immer wieder zur Wilderei auf die begehrten Greifvögel – darunter auch seltene Arten – missbraucht. Opfer dieses Treibens sind die Vögel, die im Frühling die Heimreise aus den südlichen Winterquartieren in ihre europäischen Brutgebiete antreten und Zwischenstopps auf Malta einlegen. Im Herbst ziehen dann nicht nur die Brutvögel selbst, die letztlich für den Erhalt der Arten sorgen, sondern auch ihr Nachwuchs nach Afrika. Doch viele Vögel kommen dort gar nicht an, weil sie über Malta abgeschossen werden oder in den Fangnetzen der Jäger verenden. Vor allem die Frühlingsjagd gilt schon lange als Tradition auf Malta, wobei die Jäger es aber nicht nur auf Turteltauben, sondern auch auf Wachteln abgesehen haben. Bevor der Inselstaat 2004 der EU beigetreten war, bestand dort jährlich von Ende März bis Ende Mai eine reguläre Jagdzeit, in der die Vögel offiziell zum Abschuss freigegeben wurden. Die Regierung Maltas, die nach ihrem EU-Beitritt das maltesische Jagdgesetz gemäß der Vogelschutzrichtlinie der EU umgehend hätte ändern und die Jagd während der Hauptzeiten des Vogelzugs hätte verbieten müssen, hielt sich dennoch nicht an die geforderten Vorgaben. Stattdessen eröffnete Malta bis 2007 weiterhin in jedem Frühjahr die Jagdsaison. Erst im April 2008 verzichtete die maltesische Regierung erstmals auf die Eröffnung der nach EU-Recht illegalen Frühlingsjagd auf Wachteln und Turteltauben, da der Druck durch die Vogelschützer zu groß wurde. Im Jahre 2009 verurteilte der Europäische Gerichtshof Malta auf Grund einer von Vogelschützern eingereichten Umweltbeschwerde wegen des Verstoßes gegen EU-Recht. Damit war die Frühlingsjagd zwar gänzlich verboten aber gehörte dennoch längst nicht der Vergangenheit an. Denn schon 2010 erlaubte die maltesische Regierung im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung wieder die begrenzte Jagd auf Wachteln und Turteltauben. Diese Sonderregelung nutzen Jäger seither als Deckmantel für die illegale Jagd auf andere Vogelarten, so dass der Kampf gegen die sinnlose Tötung der Vögel weitergeht. Vogelschutzorganisationen wie Bird Life International und auch die EU selbst üben weiterhin Druck auf die Regierung des Inselstaates aus, um die Fortsetzung der Frühlingsjagd künftig zu verhindern. Die noch erlaubte Fallenjagd auf Goldregenpfeifer und Singdrosseln im Herbst bietet den Jägern ebenfalls eine geschützte Plattform für den illegalen Fang anderer Arten. Sämtliche Ausnahmeregelungen zum Vogelfang erschweren letztlich die Umsetzung der inzwischen geltenden Jagdverbote auf Malta, die mittlerweile schon fast alle Vogelarten betreffen, erheblich.

Maßnahmen zum Schutz der Vögel

Der Naturschutzbund Deutschland e.V. unterstützt seit 2004 seine Partnerorganisation Bird Life Malta bei der Durchführung zweiwöchiger Camps, die in den Hauptzeiten des Vogelzugs stattfinden. Die Vogelschützer arbeiten dann eng mit den Polizeikräften vor Ort zusammen, um Verstöße gegen die Jagdregelungen aufzudecken. Darüber hinaus ist es die Aufgabe der Camp-Teilnehmer, möglichst viele brauchbare Daten über die bisher wenig erforschte Flugroute der Vögel über die Mittelmeerregion zu sammeln. Erst im September 2012 hatte sich eine Gruppe von etwa 70 Freiwilligen aus verschiedenen Nationen im Rahmen des Camps dafür eingesetzt, die illegale Jagd auf Greifvögel und andere Vogelarten zu verhindern. Sämtliche Verstöße gegen die Vogelschutzrichtlinie wurden dokumentiert und den zuständigen Behörden gemeldet. Die traurige Bilanz, die Bird Life Malta aus den gesammelten Erfahrungen der diesjährigen Jagdsaison auf Malta zog, ergab aber trotz aller Bemühungen eine Zunahme der illegalen Jagd auf geschützte Vogelarten. Denn seit der Eröffnung der Jagdsaison Anfang September hatte Bird Life 40 Prozent mehr geschützte Vögel, die angeschossen wurden, in Pflege nehmen müssen als im vorherigen Jahr. Während des Camps 2012 wurden aber nicht nur 119 Fälle registriert, in denen geschützte Vogelarten illegal abgeschossen wurden, sondern auch 76 Fälle, in denen die Jäger die Tiere angeschossen und verletzt zurückgelassen haben. Wie auch in den Jahren zuvor fielen vor allem Rohrweihen, Wespenbussarde und Turmfalken den illegalen Jagdaktivitäten zum Opfer. Nach Angaben der Vogelschutzorganisation Bird Life Malta unternehmen die maltesischen Polizeibehörden viel zu wenig, um das inzwischen verbesserte Jagdrecht auf der Insel adäquat durchzusetzen. Stattdessen macht die Regierung den Jägern Hoffnung, dass die Jagdsaison in den nächsten Jahren wieder verlängert wird. Geschieht dies tatsächlich, werden die Vogelschützer wohl wieder dafür sorgen müssen, dass der Inselstaat Malta sich wegen des Verstoßes gegen die europäische Vogelschutzrichtlinie erneut vor dem Europäischen Gerichtshof verantworten muss.

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