Die intelligentesten Vertreter der Vogelwelt

Rabenvögel und Papageien gelten als äußerst intelligente Vertreter der Vogelwelt, was sich immer wieder in wissenschaftlichen Experimenten gezeigt hat. So haben beispielsweise Forscher der Universität Bochum verschiedene Tests mit Rabenvögeln durchgeführt, die ursprünglich für Kinder entwickelt wurden. Dabei sollen die Vögel ähnlich reagiert haben wie die Kinder und bis zur endgültigen Lösung der Aufgaben auch die gleichen Fehler gemacht haben. Allerdings lässt sich das Lernverhalten der Rabenvögel nur mit der Lernfähigkeit von Kindern, die nicht älter als sieben Jahre sind, vergleichen. Die Versuche zeigten unter anderem, dass die Vögel in der Lage waren, ihr eigenes Spiegelbild zu erkennen. Den Rabenvögeln wurden bei den Versuchen bunte Papierpunkte auf das Gefieder geklebt, die sie mit dem Schnabel zu entfernen versuchten, während sie sich im Spiegel beobachteten. Hatten die Vögel keine Möglichkeit, sich im Spiegel zu sehen, nahmen sie die Papierpunkte gar nicht wahr und versuchten daher auch nicht, sie wieder zu entfernen. Darüber hinaus sollen Rabenvögel auch über ein gutes Langzeitgedächtnis verfügen. Dies zeigte eine Studie, die von Verhaltensbiologen der Universität Wien und der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau durchgeführt wurde. Die Forscher hatten zunächst mehrere Raben gemeinsam aufgezogen und die Vögel später auf unterschiedliche Zoos verteilt. Nachdem die Tiere drei Jahre lang voneinander getrennt waren, wurden ihnen jeweils die aufgezeichneten Rufe ihrer früheren Gefährten und die von unbekannten Vögeln vorgespielt. Die Raben zeigten durch ihre unterschiedlichen Reaktionen auf die verschiedenen Rufe, dass sie unbekannte und bekannte Artgenossen unterscheiden konnten. Hörten sie die Rufe ihrer damaligen Gefährten, reagierten sie mit wesentlich mehr Antwortrufen als bei den Rufen fremder Vögel. Darüber hinaus war die Stimmlage der Raben unterschiedlich je nachdem, ob sie fremden oder bekannten Artgenossen antworteten. Diese mit Hilfe von Experimenten erfolgreich dokumentierte Form von Langzeiterinnerung gilt als ein weiteres Indiz für die außergewöhnliche Intelligenz der Rabenvögel.
Papageien sind nicht weniger schlau
Doch nicht nur Rabenvögel haben sich bei wissenschaftlichen Versuchen als intelligent erwiesen, sondern auch Papageien. So führte ein aus deutschen und österreichischen Forschern bestehendes Team im Rahmen einer Studie Versuche mit Graupapageien durch, indem sie den Vögeln zunächst zwei undurchsichtige Plastikbecher hingehalten hatten und diese schüttelten. Ein Becher war leer und in dem anderen war eine Nuss, die beim Schütteln Geräusche erzeugte. Die Graupapageien drehten den Becher, aus dem die Geräusche kamen, mit dem Schnabel um und verschafften sich so Zugang zu dem Leckerbissen. Der leere Becher, aus dem kein Ton herausdrang, wurde von den Vögeln ignoriert. Anschließend schüttelten die Forscher nur einen der beiden Becher und erzeugten dabei keine Geräusche. Die Papageien erkannten, dass es sich bei diesem Behältnis um den leeren Becher handelte und wandten sich dem anderen Becher, der die Nuss enthielt, zu. Die Papageien zeigten damit, dass sie in bestimmten Situationen in der Lage waren, richtige Schlussfolgerungen zu treffen. In diesem Fall haben sie das Geräusch dem Becher mit Nuss zugeordnet und damit völlig richtig gelegen. Nach Angaben der Wissenschaftler ist dies ein Hinweis darauf, dass Graupapageien logisches Denkvermögen besitzen.
Gebrauch von Werkzeugen
Rabenvögeln wurde in mehreren Versuchsreihen auch der Gebrauch von Werkzeugen beobachtet. Diese Fähigkeit wurde innerhalb der Vogelwelt bis vor einiger Zeit allerdings auch nur den Rabenvögeln zugesprochen. Doch erst kürzlich konnte der Einsatz von Werkzeugen im Rahmen wissenschaftlicher Experimente auch bei einem Goffin-Kakadu nachgewiesen werden. Der Kakadu wurde dabei beobachtet, wie er Holzstücke nutzte, um an Futter und Spielzeug, das sich außerhalb seiner Reichweite befand, heranzukommen. Der Kakadu wurde dabei gefilmt, als er beispielsweise Stöckchen aus einem verzweigten Ast herausbrach, um damit eine Nuss heranzuholen. Für jede weitere Nuss, die von den Forschern außerhalb der Schnabelreichweite des Vogels platziert wurde, bastelte er sich neue Werkzeuge, mit denen er sich den Leckerbissen erfolgreich angelte. Ebenso beobachteten englische und österreichische Wissenschaftler bei Versuchen während eines gemeinsamen Forschungsprojektes einen Kea, der mit Hilfe eines Stabs erfolgreich nach Futter hangelte, das er allein mit Hilfe des Schnabels nicht hätte erreichen können. Diese neuseeländische Papageienart gilt ebenfalls als intelligent und ist vor allem sehr neugierig. Das Öffnen von Mülltonnen oder Rucksäcken, die Touristen oftmals unbeaufsichtigt herumliegen lassen, macht den Keas, die dafür bekannt sind, dass sie viel Unfug treiben, besonders viel Freude.
Ausgeprägte Intelligenz
Einen Beweis für die ausgeprägte Intelligenz von Papageien lieferte in der Vergangenheit vor allem Alex, der bekannteste Graupapagei der Welt. Er kam 1977 in den Besitz der amerikanischen Wissenschaftlerin Dr. Irene Pepperberg, die sich schwerpunktmäßig mit der Kommunikationsfähigkeit der Tiere beschäftigte. Nach Angaben der Forscherin, die mit Alex auch in den Medien auftrat, konnte der Graupapagei nicht nur mehrere Farben und Formen unterscheiden, sondern angeblich auch den Sinn von Wörtern verstehen. Er soll das Intelligenz-Niveau eines fünfjährigen Kindes erreicht haben und faszinierte Forscher und Medien weltweit – allerdings zu einem hohen Preis, denn er musste sein Leben der Wissenschaft opfern.
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