Westernreiten, wie im wilden Westen

Westernreiten ist im Profisport noch eher als eine Randsportart anzusehen, wird aber im Freizeitbereich immer bekannter und beliebter. Gut ausgebildete Pferde, die die verschiedenen Disziplinen des Westernreitsports sicher beherrschen, gelten als zuverlässige Freizeitpartner. Doch nicht nur den Pferden, sondern auch den Reitern wird in dieser Sportart einiges abverlangt, denn der Westernreiter muss voll konzentriert bei der Sache sein und seinem Pferd bei der Druchführung bestimmter Aufgaben die notwendigen Hilfen geben. Kurz gesagt – die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd muss stimmen.

Entwicklung

Das Westernreiten hat sich ursprünglich in den weiten Prärielandschaften des amerikanischen Westens entwickelt und diente dort nicht etwa der Freizeitgestaltung, sondern sollte den harten Arbeitsalltag der Rancher erleichtern. Die im Westen angesiedelten Rancher hielten dort seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts ihre Rinder auf den weiten Graslandflächen. Zuverlässige Pferde, mit denen sie große Distanzen zurücklegen und ihre Rinderherden unter Kontrolle halten konnten, waren aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das Pferd musste als Arbeitspartner der Rancher hohe Anforderungen erfüllen und auch in schwierigen Situationen ruhig bleiben. Es musste nicht nur nervenstark sein, sondern sich auch in unebenen Geländeabschnitten trittsicher und schnell bewegen, um beispielsweise mit dem Tempo eines flüchtenden Rindes mithalten zu können. Diese Eigenschaften gelten auch im heutigen Westernreitsport noch als wesentliche Kriterien für Westernpferde.

Die verschiedenen Disziplinen

Das moderne Westernreiten unterscheidet drei Disziplinen, für die genau die gleichen Eigenschaften der Pferde, die auch für die Arbeit der Rancher wichtig waren, ausschlaggebend sind. Die populärste Disziplin ist die sogenannte Dressur im Westernreiten, die als Reining bezeichnet wird. Die Reining-Aufgaben werden im Galopp geritten und zeichnen sich durch plötzliche Richtungs- und extreme Tempowechsel aus, wie sie auch der Rancher beim Treiben der Rinderherde durchführen musste. In dieser Disziplin muss der Reiter zeigen, dass er sein Pferd mit minimalen Hilfen dazu bringen kann, die Aufgaben sauber durchzuführen und er muss es dabei in jeder Arbeitsphase optimal unter Kontrolle halten. Eine weitere Westerndisziplin, die als Trail bezeichnet wird, fordert von den Pferden nicht nur Nervenstärke und Vertrauen zum Reiter, sondern auch eine hohe Geschicklichkeit. In dieser Disziplin muss das Westernpferd einen Hindernis-Parcours überwinden, der beispielsweise Tore beinhaltet, die der Reiter vom Pferd aus öffnen und wieder schließen muss, so wie der Rancher das Gatter für seine Rinderherde in die gewünschte Position bringen musste. Das heißt, das Pferd muss sich vom Reiter problemlos rückwärts und seitwärts richten lassen. Auch Stangen oder Brücken müssen in den verschiedenen Gangarten ohne Verzögerungen überquert werden. Dies erfordert sowohl für den Reiter als auch für sein Pferd ein hohes Konzentrationsvermögen. Die Disziplin Working Cowhorse besteht aus Reining-Aufgaben und der Arbeit mit dem Rind. Diese Disziplin kommt der ursprünglichen Arbeit der Rancher am nächsten, da Reiter und Pferd das Rind nach bestimmten Vorgaben in die verschiedenen Richtungen der Reitbahn treiben und die entsprechenden Wendemanöver einleiten müssen. Dazu muss das Pferd nicht nur sehr diszipliniert, sondern auch wendig und der Reiter voll konzentriert sein.

Das geeignete Pferd

Nicht jede Pferderasse ist für den Westernreitsport geeignet, da die zahlreichen verschiedenen Rassen vom natürlichen Wesen her sehr unterschiedlich und so auch mehr oder weniger nervenstark sind. Das Westernpferd muss aber nicht nur nervenstark, sondern auch robust, schnell, geschickt und ausdauernd sein. In der Regel eignen sich besonders die nordamerikanischen Pferderassen wie beispielsweise American Quarter Horse, Paint Horse oder Appaloosa sowie auch der europäische Haflinger für diesen Reitsport.